Die evangelische Kirche in Hausberge ist 400 Jahre alt. Mit dem Bau aus dem Jahre 1624 sind mehrere bemerkenswerte Besonderheiten verknüpft.
Aufgezeichnet von Hans-Martin Polte
Seit genau 400 Jahren steht im Zentrum von Hausberge die Evangelische Kirche. Obwohl auch in Hausberge der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648) leidvoll zu spüren war, gingen damals im Jahre 1624 zahlreiche Handwerker daran, im unteren Teil eines wasserreichen Tales, dem heutigen Kirchsiek, eine Kirche zu errichten.
Das Bemerkenswerte an diesem Kirchbau war, dass nur das Kirchenschiff gebaut wurde, denn ein Turm war schon vorhanden. Es handelte sich dabei um einen Turm, der 1599 gebaut worden war und zur früheren Befestigung der nahe gelegenen Schalksburg gehörte. An diesen Turm, der mit einem Satteldach versehen wurde und um einiges höher war als der heutige Kirchturm, wurde das neue Kirchengebäude angebaut. Zu sehen ist die damalige Kirche auf dem berühmten Merian-Stich von 1647 hinter dem imposanten Renaissance-Schloss, zu dem die alte Schalksburg nach ihrer Zerstörung einhundert Jahre vorher umgebaut worden war.
Eine weitere Besonderheit der neuen Kirche war, dass sie 1624 als evangelische Kirche gebaut worden ist. Das zeigt ein besonderes bauliches Merkmal: Sie hat keinen Chorraum, wie es katholische Kirchen in der Zeit üblicherweise haben, sondern das Kirchenschiff hat einen offenen, breiten Dreiachtelchor. Damit war die Hausberger Kirche eines der ersten Gotteshäuser, die nach der Reformation als evangelische Kirche in der Mindener Region gebaut wurden.
Bauherrin der neuen Kirche war die evangelische Gemeinde in Hausberge, die es seit Mitte des 16. Jahrhunderts gibt. Erster evangelischer Pfarrer war Nikolaus Bilderbeck, der von 1564 bis 1618 in Hausberge seinen Dienst versehen hat und dessen Wirkungsstätte die St. Walburgis-Kapelle auf dem Schalksburggelände war.
Noch heute gibt es Gegenstände mit wichtiger Funktion in der Hausberger Kirche, die auch schon 1624 zum Inventar der damals neuen Kirche gehörten: der Taufstein, das Kruzifix aus Lindenholz auf dem Altar und die größte der drei heutigen Glocken, die allerdings schon 1627 mutwillig vom Turm geworfen worden war, ihren Klang verlor und im Jahre 1683 in eine neue Form umgegossen wurde.
Im Laufe der Jahrhunderte ist die Kirche in Hausberge oftmals umgebaut und verändert worden. Unklar ist bisher, wann der Kirchturm seine heutige Form mit der 40 Meter hohen Turmspitze bekommen hat. Bekannt ist aber, dass der Kirchturmhelm im Jahre 1888 erstmals mit Schiefer gedeckt worden ist.
Obwohl die Kirche ab 1905 mehrmals weiß verputzt wurde, ist noch zu erkennen, dass Turm und Kirchenschiff aus Porta-Sandsteinquadern errichtet worden sind.
Die umfangreichsten Renovierungs- und Umbaumaßnahmen wurden in den Jahren 1961 bis 1963 unter der Leitung des damaligen Pfarrers Johannes-Peter Schumann und des Hausberger Architekten Karl Eigenrauch durchgeführt. Erklärtes Ziel war es damals, die Kirche wieder in ihren ehemals schlichten Zustand zu bringen.
So wurden zwei Anbauten an der Nordseite der Kirche abgebrochen wie auch im Innenraum die Seitenemporen. Dafür entstanden auf beiden Längsseiten der Kirche große Fenster mit getöntem Kathedralglas und Sandstein-Umrahmungen, die zusammen mit den drei farbigen Fenstern hinter dem neuen Altar und der neuen Kanzel für viel Licht im Kirchenraum sorgen. Neu gebaut wurde die Empore über dem Eingang im Turm, wo neben vielen Sitzplätzen auch die Orgel angemessen untergebracht ist.
Auch vor dem Kirchengebäude wurde zwischen 1961 und 1963 vieles verändert und in den Stand gebracht, den man heute kennt wie beispielsweise auf der südlichen Seite die Grabsteine aus dem beginnenden 19. Jahrhundert.
Eine unvorhergesehene und spektakuläre Baumaßnahme wurde 1994 nötig, als von Fachleuten festgestellt wurde, dass der Turm und Teile des Kirchenschiffes ein neues Fundament bekommen mussten, weil die Eichenpfähle, auf denen über Jahrhunderte der Turm im quellenreichen Untergrund des Kirchsieks gestanden hatte, verfault waren. Der Grund dafür war der gesunkene Grundwasserspiegel im Zentrum von Hausberge. Die Holzpfähle bekamen Luft und wurden trocken und faul. Das Mindener Tageblatt berichtete damals über das Einsetzen von 60 Betonpfählen unter der Überschrift "Hausberger Kirchturm drohte umzukippen."